Georg Vith
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Kartografie des Unscheinbaren

Rupert Tiefenthaler, Ausstellung Bildungshaus Batschuns 1995

Kartografie: Wissenschaft und Technik der grafischen Darstellung von Daten räumlicher Verteilung (Brockhaus, Enzyklopädie, Bd. 9).
Karte: entlehnt aus französisch carte, „steifes Blatt“ (Kluge, Etymologisches Wörterbuch, S. 358).
Das Unsichtbare: sich zeigend, dennoch unauffällig, alltäglich übersehen, selbstverständlich, nicht der Rede, des Blickes wert.

Die Kartografie des Unscheinbaren: wird zum Stolperstein, zum Fremden. Die glatte Oberfläche des Alltäglichen wird brüchig. Die Unschärfe der Wahrnehmung fällt auf uns zurück – unsicher rätseln wir, welcher ach so abstrakte Gegenstand uns in der Skizze entgegensteht, unserer schablonenhaften Sichtweise widersteht.

Vith lenkt unsere Aufmerksamkeit auf  Unthematisiertes, Übersehenes. Mit seinen Aussparungen, mit seinen Reduktionen leuchtet er unsere blinden Flecken aus. Durch Reihung, Wiederholung und Variation eröffnet er eine Vielzahl von möglichen Sichtweisen auf allzu vertraute Wirklichkeit. Ohne gleich ein neues System zu schaffen, lädt er den Betrachter ein, das Wagnis der Wahrnehmung neu auf sich zu nehmen. Suchte man ein literarisches Gegenstück zu Viths Bildern, so böte sich eine vom Schweizer Literaten und Sonderling Robert Walser stammende Erzählung an, die den Titel trägt: "Rede an einen Knopf".

Nützlich und unscheinbar fällt der Knopf erst auf, wenn er fehlt. Und so wie Walser die Aufmerksamkeit des Lesers auf einen stets zuhandenen Gegenstand lenkt, der erst der Aufmerksamkeit wert scheint, wenn er verschwunden ist, so bringt die Kartografie des Unscheinbaren den Betrachter vor selbstverständliches Anwesendes, das sich in der Wahrnehmung aufhebt, verwandelt und rätselhaft wird.

Der Alltag, das ist die allzu lange Pause unseres Denkens. Gerade durch den Schock kleiner Notizen, deren Behutsamkeit dem scheinbar Flüchtigen gerecht wird, unterbricht die Kartografie des Unscheinbaren diese Pause – und regt zum Sehen an.
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